In den letzten Monaten habe ich nur wenig hier oder auf meinen Social-Media-Kanälen geschrieben. Dennoch war ich nicht untätig, im Gegenteil: Ich hatte mit neuen Buchprojekten angefangen und war (wie üblich) munter am Verzetteln, habe bis zum Spätherbst auch viel im Garten gearbeitet, habe in der Vorweihnachtszeit fleißig gebacken und dieses oder jenes Rezept ausprobiert.
In dieser Zeit ist am Schreibtisch nicht viel passiert, aber jetzt habe ich wieder die nötige Ruhe, um an dem einen Buchprojekt weiterzuarbeiten. Wie bei Mary De La Morgan geht es darum, einige Werke einer fast vergessenen Schriftstellerin zu übersetzen und herauszugeben. Die meisten Werke sind geschafft, ich bin jetzt am letzten Buch, es geht um einen Briefroman, in dem ein Liebespaar, das voneinander getrennt ist, lange Briefe hin- und herschreibt. Wie immer bei dieser Autorin geht es auch in diesem Briefroman um eine weibliche Hauptfigur, die der damaligen Zeit voraus war, was das Nachdenken über und das Eintreten für Frauenrechte angeht.
Interessanterweise hat die Autorin als Schülerin einige Zeit in Deutschland auf einem Internat verbracht, daher kennt sie die deutsche Sprache und jetzt bin ich in dem einen englischen Satz über eine kuriose deutsche Wendung gestolpert, nämlich: „Furmicheinheit“. Hier ist die ganze Textstelle im Original:
The best modern women have a greater energy, a richer complexity, an intenser soul-life than the average man. You tell me you love me for my courage in facing all problems touching me and my interests; for the quivering modernity in me, for my „Furmicheinheit“ — but that I expect much. That is true, I desire fuller life — I demand more, but, love of my soul, I can give more too.
Ich weiß nicht, wie es den Leserinnen und Lesern geht, aber für mich sind solche ungeahnten Fundstellen wie diese „Für-Mich-Einheit“ (und das noch in diese ungewohnten englischen Schreibweise) kleine kostbare Perlen, deren Entdeckung mir viel Freude macht. Eine moderne Frau als Für-Mich-Einheit – für die damalige Zeit, als eine Frau einen Mann haben musste, um aus Sicht der Gesellschaft „komplett“ zu sein, dürfte dieser Gedanke geradezu revolutionär gewesen sein und ich mag es, wenn ich solche versunkenen Schätze ans Tageslicht befördern kann.

